Christine Melzer

Weil sie von der Gewalt, die ihr passiert ist, nichts wusste.

Das heißt, diese Vorwürfe, die vollkommen zu Unrecht, aber in anderen Kontexten, in denen sogenanntes Victim Blaming betrieben wird, also die Beschuldigung des Opfer, das kann man ihr nicht vorwerfen, weil sie narkotisiert war, als ihr die Gewalt angetan wurde und weil sie jahrelang davon nichts mitbekommen hat.

Aber Gewalt, die von Fremden ausgeht, hat mehr Nachrichtenwert, hat mehr Sensationen.

Giselle Pellicot hat hier einen ganz großen Twist reingebracht, indem sie gesagt hat, die Scham muss die Seiten wechseln.

Und hat gesagt, ihr dürft mich filmen, ihr dürft mich zeigen, ihr dürft meinen Namen nennen, ihr dürft die Informationen dieses Falles nach außen tragen.

Und damit hatten Journalistinnen und Journalisten natürlich etwas, worüber sie überhaupt ohne Überzeugung,

sehr abstrakt zu werden, Bericht erstatten können.

Da gab es ein Gesicht, da gab es eine Frau, die sich gezeigt hat.